Politik für eine nachhaltigere Ernährung
Der Systemwandel der Landwirtschaft hin zur Agrarindustrie hat zu einer weitreichenden Zerstörung kleinbäuerlicher Betriebe, und einer Veränderung der Arbeitsverhältnisse geführt. Der Handels mit seinen Anforderungen und seiner Preisgestaltung stehen hier genauso in der Verantwortung, wie der Staat. Der Konkurrenz- und Preisdruck ist ein wesentlicher Grund, warum viele Bäuer*innen mit sehr unsicheren Lebens- und Arbeitsbedingungen konfrontiert sind, und diese auch an ihre Arbeitskräfte weitergeben.
2020 wurde das Gutachten „Politik für eine nachhaltigere Ernährung“ fertig gestellt. Beim 58. Wissenschaftlichen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, mit dem Titel „ Ernährung heute – individuelle Gesundheit und gesellschaftliche Verantwortung“ wurde es vorgestellt und diskutiert. Teil des Gutachtens ist es auch, welche Maßnahmen der Staat ergreifen soll, kann und muss, um diesen Bereich nachhaltig zu gestalten. Ein Grundkonzept ist die Einführung der „Big Four“, diese sind Gesundheit, Soziales, Umwelt und Tierwohl. Der Bereich des Sozialen umfasst vor allem die Arbeitsbedingungen in der Produktion, und muss in Einklang mit den Menschenrechten und arbeitsrechtlichen Anforderungen stehen. Das bedeutet auch eine gerechte, angemessene Entlohnung. Gefragt wird, inwieweit der Staat dazu aufgefordert ist, in Bereichen der Nahrungsmittelproduktion, des Handels und der Werbung einzugreifen. Eine Schlussfolgerung ist, dass der Staat hier eingreifen muss, da es auf verschiedenen Ebenen um den Schutz von Menschen, durch die Handlungen anderer Menschen geht. Lenkungssteuern, zuverlässige Labels, Ernährungsbildung und der Umbau der derzeitigen Produktion von Lebensmitteln sind wesentliche Punkte, wo der Staat positiv einwirken kann und muss, um eine nachhaltigere Entwicklung voran zu treiben.